Das Leben ist voller Begegnungen. Jede davon hat das Potenzial, uns zu prägen und zu formen. Begegnungen ermöglichen uns einen Perspektivwechsel und fördern das Verständnis von uns selbst und der Welt um uns herum.

Heute treffe ich auf Frau Meyer, Meyer mit EY, wie sie betont. Sie beeindruckt mich. Ihre Leichtigkeit und Lebendigkeit lassen nicht vermuten, dass sie bereits 91 Jahre ist. Sie trägt helle Kleidung, Sportschuhe und eine Handtasche schmückt ihr Handgelenk. Frau Meyer liebt es, mit jungen Menschen zu reden und ist neugierig. Darum fällt es ihr nicht schwer, mich auf das Barfußlaufen anzusprechen. „Barfußlaufen ist gesund.“ sagt sie. Und weiter: „Man muss sich um die Gesundheit kümmern.“.

Frau Meyer erzählt mir, dass sie keine Kinder hat und strahlt dabei. Sie betont, wie wichtig es ist, sich selbst Gutes zu tun, besonders im Alter. Hätte sie Kinder, wäre sie weniger aktiv und abhängiger. Sie kümmert sich um sich selbst und bleibt aktiv. Ihr strahlendes Wesen und ihre positive Einstellung sind ansteckend.

Frau Meyer lebt alleine. Ihr Mann ist vor 13 Jahren gestorben. Nur noch ein Bild steht in ihrer Wohnung. Jeden Tag spricht sie mit ihrem Mann. Ihr Mann erlitt nach dem Krieg grausame und schwere Verletzungen. Mit einem Gummiknüppel wurde ihm mehrmals in die Geschlechtsteile geschlagen. „Damit keine Nazikinder geborgen werden.“, so Frau Meyer. Dies ist der Grund, warum das Ehepaar keine Kinder hat. Mich überkommt Gänsehaut. Welch grausame Erfahrung mit weitreichenden Folgen.

Frau Meyer sieht in dieser Kinderlosigkeit nicht nur einen Verlust, sondern auch eine Chance. Diese Perspektive und Fähigkeit, in solch einer Situation das Positive zu sehen, beeindruckt und inspiriert mich. Sie zeigt, dass auch aus schmerzhaften Erfahrungen etwas Gutes entstehen kann und dass wir die Wahl haben, wie wir unser Leben und unsere Umstände betrachten.

Die Begegnung mit Frau Meyer war mehr als ein Gespräch. Es war eine Lektion in Zuversicht und Mut. Ich habe nicht nur sie kennengelernt, sondern auch mich selbst ein Stück besser verstanden.

Mein Leben ist eine Frage der Perspektive. Die Entscheidung, welche Perspektive ich einnehmen möchte, liegt in meiner Hand. Wer will ich sein? Was möchte ich? Was denke ich? Ich habe die Wahl.  

DAS IST DIE WAHRE ESSENZ DES LEBENS.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Michaela Peter

    Die Geschichte mit Fr. Meyer ist sehr berührend. Sie erinnert mich an Viktor Frankl. Es ist eine Entscheidung „trotzdem Ja zum Leben sagen“ !

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