Die unsichtbaren Regeln des Alltags

Gesellschaftliche Werte und Normen geben uns einen Rahmen, in dem sich viele Menschen bewegen und sicher fühlen. Diese ungeschriebenen Regeln, die das Zusammenleben ordnen und erleichtern, beeinflussen unser Verhalten und unsere Entscheidungen oft unbewusst. Sie manifestieren sich in Erwartungen, Traditionen und sozialen Rollen. Was aber, wenn ich mich dafür entscheide, mein Leben nicht in diesem Rahmen verbringen zu wollen und meine eigenen Entscheidungen treffen möchte? Abseits der Norm? Abseits von Konventionen?

Jean-Paul Sartre ist Vertreter des Existenzialismus. Von ihm ist das bekannte Zitat: „Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt.“ Mit dieser Aussage beschreibt Sartre die fundamentale Freiheit des Menschen, selbst über sein Leben zu entscheiden und es aktiv zu gestalten – ohne Wenn und Aber. Auf den ersten Blick erscheint diese Aussage motivierend und befreiend. Doch sie birgt auch eine tiefere, komplexere Wahrheit.

Die Freiheit und ihre Bürde
Freiheit bedeutet nicht nur die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, sondern auch die Verantwortung für diese Entscheidungen zu übernehmen. Sartres Formulierung, dass der Mensch zur Freiheit „verurteilt“ ist, deutet auf die Schwere dieser Verantwortung hin. Es ist keine Freiheit ohne Konsequenzen. Jeder Schritt abseits der Norm kann Unsicherheit, Ablehnung oder sogar Konflikte mit sich bringen. Man muss bereit sein, auf Missverständnisse und Widerstände zu treffen.

Abseits der Norm – Mein Outing
Ich lebe Polyamorie. – Polyamorie bedeutet, mehrere einvernehmliche und transparente Liebesbeziehungen gleichzeitig zu führen. Es handelt sich um eine bewusste Entscheidung. Sie basiert auf Ehrlichkeit, Kommunikation und gegenseitigem Respekt.

Der Weg zur Polyamorie war für mich ein Prozess der Selbstentdeckung und des Hinterfragens gesellschaftlicher Normen. An einem bestimmten Punkt in meinem Leben wurde mir klar, dass die konventionelle monogame Beziehung nicht zu meinen Gefühlen und Bedürfnissen passte. Ich wollte Liebe und Zuneigung nicht auf eine einzige Person beschränken. Das führte zu einer intensiven Phase der Selbstreflexion und des Dialogs mit meinem Ehemann und mir selbst. Und das schönste dabei? Wir sind glücklich!

Schlussgedanken
Die unsichtbaren Regeln des Alltags formen und beeinflussen unser Leben auf vielfache Weise. Sie bieten Struktur und Sicherheit, aber sie können auch einschränken. Sich für ein Leben abseits der Norm zu entscheiden bedeutet, diese Regeln bewusst zu hinterfragen und eigene Wege zu gehen. MUT TUT GUT! 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Alina

    Es ist so schön zu lesen, wenn Menschen nicht nur mutig genug sind, sich eigene Regeln für ihr Leben zu formen, sondern diese dann auch in einem so wunderbaren Text mit uns zu teilen! 🙂 Danke für Deinen Mut, er inspiriert sehr!

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